Ja, das ist jetzt bewusst irreführend formuliert. Die kleine Provokation soll ein wenig aufrütteln! Lass‘ mich erklären:
Die Bandprobe ist eine besonders wichtige Aktivität, um als Band besser zu werden. Jeder kann zuhause und für sich allein sein Instrument beherrschen und seine Noten lernen. Aber nur im Zusammenspiel lernt man es, zusammen zu spielen. Den Groove zu entwickeln, dasselbe Timing einzuhalten, sich aufeinander einzuschwingen. Das geht nur im direkten Miteinander.
Gleichzeitig ist die Zeit der Bandprobe häufig knapp bemessen. Schon dadurch, dass mehrere Bandmitglieder sich auf dasselbe Zeitfenster einigen müssen, entsteht eine Art Minimumsprinzip. Zusätzlich erfordert sie im Allgemeinen eine Anreise und sie ist von umgebenden Terminen eingefasst, was die Dauer und die Aufmerksamkeit und Frische der Musiker einschränkt. Nennen wir die Bandprobe, so wichtig sie ist, gleichzeitig einen kritischen Faktor. Alle wichtigen Ressourcen für sie, Aufmerksamkeit, Energie, Elan, Zeit, sind kritisch und knapp.
Daraus ergibt sich eine einfache logische Maxime. Diese leuchtet aber nicht jedem Musiker gleichermaßen unmittelbar ein; so ist es zumindest meine Erfahrung. Mache nur das Nötigste innerhalb der Bandprobe! Das aber richtig! Alles was du außer außerhalb erledigen kannst (davor oder danach), und das ist sehr viel, das erledige auch außerhalb: Lerne dein Instrument beherrschen, mache deine Technikübungen, praktiziere deine Tonleitern, lerne die Noten der aktuellen Stücke mit dem richtigen Timing zu spielen, vergegenwärtige dir die Makrostruktur der Songs. Das sind alles Dinge, die du ohne die Band tun kannst. Und von denen ich oft erlebe, dass sie nicht sitzen, wenn ich mit Bands spiele. Dann wird an dem schnellen Lauf gedockert oder sich gefragt, ob sich im zweiten oder dritten Chorus den Akkordfolge verkürzt war. Das ist der falsche Zeitpunkt.
Ich empfehle die Perspektive, dass die Zeit vor der Bandprobe dafür da ist, die Bandprobe ideal vorzubereiten. Natürlich dreht sich alles um das Rehearsal, das ist hoffentlich auch emotional der wertvollste Teil der Bandarbeit des Musikers. Aber um sie zu respektieren, muss die Bandprobe von sovielen Inhalten entlastet werden, wie nur möglich. Dann hat man die maximale Aufmerksamkeit bei bester Vorbereitung und einen entspannteren Zeitplan. Dann hat man den Kopf und den Rücken frei. Dann kann man sich sogar den Smalltalk beim Bierchen so richtig leisten, denn auch dies hält die Band zusammen und liesse sich nicht genausogut auch außerhalb der Bandprobe erledigen 😇.
Minimalismus ist ein starkes Konzept. Die bewusste Reduktion auf das Wesentliche bringt Stärke hervor. Konzentriert euch in eurer Bandprobe auf das Wesentliche und erledigt alles andere davor oder danach.